Das von FC Gloria mitkonzipierte ProPro – Produzentinnen-Programm war für viele Frauen aus der österreichischen Filmbranche eine inspirierende Veranstaltung

Frauen sind in der österreichischen Filmlandschaft generell unterrepräsentiert. In den Bereichen Drehbuch und Regie sind nur rund ein Viertel an Frauen zu finden, Produzentinnen gibt es noch viel weniger. Die wenigen, die eigene Filmproduktionsfirmen haben, haben es schwer, tragfähige Netzwerke zu finden und größere Budgets zu lukrieren. Um einen konkreten Beitrag zur Verbesserung dieses Missverhältnisses leisten, hat das Österreichische Filminstitut ProPro – Produzentinnen-Programm initiiert, das von 16.-22. November in Wien stattfand.

Es wurde von der Produzentin und Erwachsenenbildnerin Ursula Wolschlager („Die Vaterlosen“, „Diverse Geschichten“) und Esther Krausz (Österreichisches Filminstitut, ehemalige EAVE-Workshop Managerin) in Zusammenarbeit mit FC Gloria – Frauen Vernetzung Film (Wilbirg Brainin-Donnenberg) und ÖFI Genderanliegen (Iris Zappe-Heller) konzipiert und fand mit Unterstützung der Fachvertretung Wien der Film- und Musikwirtschaft (Martin Kofler, Alexander Dumreicher-Ivanceanu,) im Gewerbehaus der Wirtschaftskammer Wien statt.

Die 13 ausgewählten österreichischen Produzentinnen setzten sich gemeinsam mit hochkarätigen Mentorinnen aus ganz Europa, u.a. Bettina Brokemper, („Hannah Arendt“), Lise Lense-Møller („Burma VJ“) und Gabriela Bacher („What a Man“) mit der Weiterentwicklung ihrer Filmprojekte und Karrieren auseinander. Weiteren strategischen Input gaben Filmfinanzierungsexpertin Linda Beath (Ideal Filmworks, EAVE), Verwertungsexpertin Annick Mahnert (Screen Division) und Business Coach Monika Schubert.

Neben dem maßgeschneiderten Workshop-Programm gab es Impulsvorträge, Diskussionen und Erfahrungsberichte von weiteren österreichischen und internationalen Brancheninsidern zu produktionsrelevanten Themen und der Fragestellung, wie in der Produktionslandschaft mehr Geschlechtergerechtigkeit geschaffen werden kann. Durch dieses öffentliche Rahmenprogramm konnten viele weitere Interessierte aus der Branche von der Anwesenheit der hochkarätigen ExpertInnen in Wien profitieren.

Helene Granqvist (Produzentin und Präsidentin von WIFT – Women in Film and Television Schweden), eröffnete die Tagung mit einem Vortrag über die Nachhaltigkeit gerechter Ressourcenverteilung.

Danach diskutierte sie mit Karin Gutiérrez-Lobos (ehem. Vizerektorin MedUni Wien), Danny Krausz („Das ewige Leben“, Produktionsprofessor/Filmakademie Wien) und Katharina Mückstein (Regisseurin/Produzentin „Talea“), welche Strategien und strukturelle Veränderungen helfen können, die Schieflage zu verändern.

Hanka Kastelicová (HBO Europe),  Lise Lense-MøllerSalma Abdalla (Autlook Filmsales) und Arash T. Riahi („Everyday Rebellion“) diskutierten über zukunftsfähige Ideen in der Dokumentarfilmverwertung und darüber, welche Formate, Inhalte und Themen im umkämpften Markt künftig tragfähig wären.

Bettina Brokemper schilderte die komplizierte Entstehungsgeschichte von „Hannah Arendt“, einem Film, der es in der Finanzierung gar nicht leicht hatte: „Wer will einer alten Frau beim Rauchen und Denken zusehen?“, um dann der zweiterfolgreichste Europäische Kinohit seines Erscheinungsjahrs zu werden.

ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner und die ehemalige BR-Fernsehdirektorin Bettina Reitz tauschten sich darüber aus, wie Frauen in der Filmwirtschaft gestärkt werden könnten: Zechner bekannte sich in Bezug auf eingereichte Ideen dazu, dass bei Gleichwertigkeit des Inhalts bzw. Production Value, Frauen gefördert werden sollen. Sie ermutigte dazu, nicht zu kopieren, was andere machen, sondern dem Instinkt zu trauen  und Farbe bekennen: „Content is Queen“.  Bettina Reitz nannte zahlreiche erfolgreiche Produzentinnen in Deutschland und USA, die sich oft trotz viel Gegenwind durchsetzen mussten, um dann besonders zu reüssieren. Beide waren sich darüber einig, dass der Anspruch abgelegt werden müsse, jeden Teilbereich des hochkomplexen Berufsbildes Filmproduzentin selbst abdecken zu können und ermutigten die anwesenden Produzentinnen zum Delegieren und dazu, langfristige Partnerschaften mit komplementär Begabten zu schaffen.

Das Feedback der Absolventinnen war überwältigend und das Österreichische Filminstitut plant eine Fortsetzung des ProPro – Das Produzentinnen-Programms im Herbst 2016.

Viktoria Salcher („Alphabeth“): „Eine wunderbare Plattform für konstruktive Gespräche mit bemerkenswerten Produzentinnen aus ganz Europa.“

Gabriele Kranzelbinder („We Come as Friends“): „Intensiver Austausch, der mir viele neue Ideen und Inspiration gebracht hat.“

Katja Dor-Helmer („Das Pferd auf dem Balkon“): „Der beste Workshop, an dem ich jemals teilgenommen habe.“

Ebba Sinzinger („Pianomania“): “Grossartig! Ein Energieschub!”

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