Wir unterstützen den Aufruf österreichischer Filmschaffender gegen Verhetzung und Entsolidarisierung!
Weitere Unterschriften sind willkommen.

Der Aufruf:

Wir, eine Gruppe von Filmschaffenden wollen heute unsere große Sorge über den Zustand unseres Landes zum Ausdruck bringen und zu einem gemeinsamen Handeln aufrufen.

„Worte können sein, wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“

Diese hellsichtige Warnung Viktor Klemperers ist heute aktueller denn je.

Seit vielen Jahren wird von Seiten der FPÖ, aber mittlerweile auch von Politikerinnen und Politikern anderer Parteien, unter Mitwirkung der Boulevardmedien Gift in unsere Gesellschaft gespritzt. Durch das Internet und die Kanäle der sozialen Medien verbreitet es sich rasend schnell. Es ist das Gift der Angst, des Neides und des Hasses. Das Gift des Vorurteils und der Verleumdung. Das Gift der Spaltung und Aufteilung der Gesellschaft nach einem Freund-Feind-Schema, in „Wir“, die Guten, und die „Anderen“, die Bösen, in „Wir“, die Opfer, und „die Anderen“, die Schuldigen.

Dies tun sie in einer Sprache, die nicht davor zurückschreckt, Intoleranz jeder Art gesellschaftsfähig zu machen und damit den Nährboden für Gewalt zu bereiten. Koalitionspartner ÖVP toleriert diese Sprache und nutzt sie für seine politischen Zwecke.

Es genügt nicht, Antisemitismus und Rassismus als rote Linie zu definieren, wie das der Kanzler und der Vizekanzler kürzlich getan haben. Hier werden Lippenbekenntnisse als Feigenblatt missbraucht, um dann aus gleichsam moralisch geschützter Position verschiedene Menschengruppen gegeneinander auszuspielen und daraus politisches Kapital zu schlagen.

Dass die Zusammenarbeit mit Mitgliedern von rechtsextremen Burschenschaften beendet werden muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Leider nicht in Österreich. Darum fordern wir den Bundeskanzler und alle ÖVP-Regierungsmitglieder auf, die Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern deutschnationaler Burschenschaften und anderer rechtsextremer Organisationen sofort zu beenden!

Die rote Linie muss aber noch weiter gezogen werden. Unsere Gesellschaft muss alle Menschen schützen, die wegen ihrer Religion, Herkunft, sexuellen Orientierung, wegen ihres Geschlechts oder ihrer sozialen Stellung angegriffen werden. Und all jene in die Schranken weisen, die sie angreifen.

Diese rote Linie wird täglich überschritten.
Die Politik und die Boulevardmedien tragen dafür entscheidende Verantwortung.
Schluss mit dem Doppelspiel! Schluss mit dem perfiden Image Washing!
Wir fordern ein generelles Ende jeglicher Hetze.
Und wir fordern ein Mehr an Solidarität.

Waren gestern Asylsuchende und Geflüchtete das Feindbild, so sind es heute auch die Arbeitslosen und MindestsicherungsbezieherInnen. Sprach man gestern von „Wirtschaftsflüchtlingen“ und „gewalttätigen Ausländern“, spricht man heute auch von „Sozialschmarotzern“ und „Durchschummlern“.
Und morgen? Wer ist morgen dran?
Wem nützt diese Entsolidarisierung?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Herz und Verstand sind unsere Antriebskräfte. Empathie und Analyse. Darum gehen Menschen seit über 100 Jahren ins Kino. Um zu fühlen. Um zu verstehen. Und wir Filmschaffenden und unser Publikum lassen uns das nicht nehmen.

Leisten wir Widerstand!
Lasst uns aufstehen!